Scheinwelt
Manchmal wĂŒrde ich gern ein Aussteigerleben fĂŒhren. Irgendwo im Wald oder auf einem Bauernhof als Selbstversorger unterwegs sein, unabhĂ€ngig sein, FREI SEIN von allem, was wir Fortschritt nennen, der uns aber eigentlich versklavt.
Likes checken, Traffic beobachten, hier was anpassen und dort noch was rein... Ich like dein Bild und du meins⊠WofĂŒr?
Diese ganze digitale Scheinwelt, in der ohnehin das âLebenâ zu 99 Prozent nur inszeniert ist, raubt uns Zeit, Nerven, Ruhe, Bewusstsein, Luft: Alles, wofĂŒr es sich doch eigentlich zu leben lohnt. Das Leben findet nur am Monitor statt! Wie oft machen wir etwas nicht unseretwegen, sondern um Bilder zu posten? Wie oft gehen wir spazieren, weil wir es wollen? Verdammt, wir fotografieren unser Essen! Ăberlegt euch das doch mal! Beim Essen ging es mal darum satt zu werden und nicht um Kommentare zu bekommen wie âNa, das sieht ja lecker aus.â Das kann uns auch unser GegenĂŒber sagen - die Menschen, mit denen wir uns eigentlich beschĂ€ftigen sollten.
Warum brauchen wir diesen Druck und wozu BestÀtigung von Menschen, die wir manchmal noch nicht einmal kennen und im echten Leben vielleicht noch nicht einmal leiden könnten?
Der Blog ist in einer auĂergewöhnlichen Zeit der Menschheitsgeschichte entstanden. Und ohne die Technik wĂ€rst du jetzt nicht hier - das stimmt auch und das rĂ€ume ich gern ein. Aber mein Ziel ist es in erster Linie, Menschen dem Leben ein StĂŒck wieder nĂ€her zu bringen, jedem Leser etwas Tiefe zu schenken.
Wir, die Menschen in unserer Umgebung, unsere Beziehungen, Freundschaften - alles geht nur noch in die Breite, aber kaum noch in die Tiefe. Und wenn es in die Tiefe geht, reden wir doch im Grunde auch nur ĂŒber OberflĂ€chlichkeiten und nur selten ĂŒber Dinge, die unseren Geist nĂ€hren und voranbringen.
Jeder pocht auf seinen Datenschutz - gleichsam haben sie ĂŒberall einen Account! Sie geben jeder App Zugriffe auf Bilder, Kontakte und sonst was. Sorry, Edward - dein Opfer war umsonst.
Ich habe mal wieder richtig Bock auf Leben. Ich habe Bock: mein Telefon aus der Hand zu legen. Ich habe Bock: durchzuatmen.
Ich habe Bock: wieder Dinge zu erleben - meinetwegen!
Ich habe Bock: im Moment zu leben!
Ich habe Bock: Dinge mal wieder richtig anzusehen!
Ich habe Bock: bewusst zu leben!
Ich habe Bock: ... auf ein Aussteigerleben.
Nur leider wĂ€re ich dort wohl noch einsamer, als vor dem Display. Weil wohl kaum jemand mitkommen wĂŒrde. Die unsichtbaren Fesseln, weiĂt duâŠ
Ich will leben. Pur. Und ich will meinem Leben einen Sinn geben. Und den finde ich sicher nicht im World Wide Web.
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