Neuzeit-Phänomen
Ich weiß nicht, ob es ein „Lauf der Zeit“-Ding ist oder ein Generationsding, aber oft habe ich das Gefühl, dass die Ältesten unserer Gesellschaft oft belächelt werden, weil sie von der Gegenwart, Technik, Entwicklungen und dem ganzen Schnickschnack nur selten richtig Ahnung haben.
Wir leben in der Zeit „Ersetz’ es durch was Neues“, während unsere Eltern, Großeltern und Urgroßeltern reparierten, was nicht mehr funktionierte. Und das bezieht sich sowohl auf die emotionale Ebene als auch auf die Physische. Wegwerfen war nicht, dafür wurde umso mehr gepflegt und achtsam mit allem umgegangen. Mit Dingen und mit Menschen.
Ja, sie kennen vielleicht nicht so viele Dinge wie wir. Aber dafür kennen sie noch echte Werte, die durch die sich jeden Tag selbst überholende Leben verloren haben. Meine Großeltern sind aufrichtige Menschen und so zu leben haben sie uns mit auf den Weg gegeben. Und sie sind noch immer so und haben sich durch nichts in die Knie zwingen lassen. Sie sind sich noch immer treu und treu geblieben. Wer schafft das heutzutage schon noch?
Es ist viel bequemer zu blenden und zu lügen und das „Leben zu genießen“, wie die Typen heute sagen. Aber kann man dann noch in den Spiegel schauen? Die Haut wird von allein faltig. Als Frau ist das bei unserer Eitelkeit schon schlimm genug, aber wenn man sich sonst nichts vorzuwerfen hat, ist jede Falte wahrscheinlich mehr eine Erinnerung, auf die man zufrieden schauen kann. Man hat durchgehalten. Man ist standhaft geblieben. Man war gut. Man war für andere gut. Klar, man hat auch Mist erlebt, aber auch den hat man doch überstanden.
Ich denke, mit sich selbst im Reinen zu sein, ist das Wichtigste und das Bedeutendste, was man an seinem Lebensabend braucht und haben kann. Für so viele Dinge, die einem passieren, kann man nichts. Man kann nur bestimmen, wie man selbst darauf reagiert.
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