Mein verrückter Indianerkumpel Miguel
Um eines vorweg zu nehmen: Er hat kein Problem mit dem Wort Indianer, mit Indianerkostümen und all den anderen Dingen, über die sich manche Menschen in seinem Namen so gern aufregen. Im Gegenteil. Er ist selbst in Kindergärten und Schulen unterwegs um Kindern etwas über seine Kultur beizubringen, ohne sie aber aufzwingen zu wollen. Und er interessiert sich auch für unsere — meiner Meinung nach ziemlich verwaschene — Kultur. Aber was ist eigentlich typisch Deutsch? Außer Meckern….? Miguel ist jedenfalls das lebende Beispiel dafür, dass Kulturen wichtig sind, Werte übermitteln und erhalten werden sollten.
Auf der Suche nach anderen Kulturen und Lebensweisen, und in dem stetigen Willen Respekt vor anderen Kulturen zu zeigen, verwechseln wir oft Respekt mit einem Tauschgeschäft. Und dabei geht es nicht nur uns so. Auch Miguel kennt das. Für ihn ist Kultur auch in Mexiko nicht mehr das, was es einmal war. Oder auch das Leben der Indianer. Dabei hat jede Kultur viele interessante Facetten, die wir nicht mehr entdecken können, wenn sie von den Völkern dahinter aufgegeben werden. Kultur besteht aus mehr als nur Konzerten und Ausstellungen. Es sind die Geschichten ganzer Völker (ja, ich darf das sagen), die in der Kultur widergespiegelt werden müssten.
Mein verrückter Indianerkumpel Miguel lebt ein Leben im Einklang mit der Natur und mit seiner Umwelt. Ich glaube, eines der Worte, die er am häufigsten Benutzt, wenn man sich mit ihm eindringlich unterhält, ist Respekt. Das gilt für alles und jeden. Menschen, Lebewesen, Natur.
Er mag Umweltverschmutzung nicht und alles, was die Kreisläufe der Natur stört. Kürzlich erzählte ich ihm von einigen Menschen, die ich in der Natur getroffen habe. Eine recht große Familie fing Tiere ein, buddelte Löcher in Böden und Teiche, verschreckten kleine Lebewesen und zerwühlten praktisch deren Lebensraum. Ich denke kaum, dass es böse gemeint war. Vielleicht sollte es eine Entdeckungstour werden, aber die Natur kann man sicher auch anders entdecken. Miguel meinte dazu, dass es manche Leute vielleicht einfach nicht verstehen und „keinen Respekt haben.“ Da war es wieder.
Wenn wir das Wort einfach mal ein wenig verinnerlichen würden, würden wir uns wahrscheinlich auch häufiger mal zusammenreißen.
Und um noch zu erklären, warum Miguel verrückt ist: Er hat einen herrlichen Sinn für (schwarzen) Humor. Zu seiner Indianerkleidung gehören auch Kronen, die nicht selten mit künstlichen Totenköpfen gespickt sind. Neulich erzählte er mir von einer Polizeikontrolle und davon, dass die Beamten wissen wollten, was in dem Sack ist. …“Schwiegermutter“, sagte er und holte den Schädel heraus. Schnell klärte er die Sache aber auf und zeigte das restliche Outfit, aber wegen eben diesen schelmischen Aktionen ist er mein verrückter Indianerkumpel Miguel. Ein Mensch, der trotz aller Verrücktheit nie den Boden unten den Füßen verliert, Respekt und Wertschätzung lebt, weiter schaut, als nur bis zum Tellerrand und hofft, Respekt jedem als Grundlage näher bringen zu können. Das würde allen gleichermaßen gut tun.
Grüße an dich!
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