Die Last der Päckchen
Es heißt, dass jeder seine Päckchen zu tragen hat. Die Frage ist nur immer, was man damit anstellt. Ob man sie überall herumträgt, immer mitnimmt, mal erleichtert oder irgendwann einfach mal irgendwo vergisst. Absichtlich oder unbewusst.
Am Wochenende war Herbstfest in dieser Stadt. Das Wetter an dem Sonntagnachmittag war herrlich, die Musik an den verschiedenen Ecken genau richtig, es gab guten Wein, gutes Essen und freundliche Gesichter. Menschen mal wieder vereint lachen zu sehen, tat gut. Viel zu lange waren viele Leute in ihrem Trott festgefahren, viel zu lange in den eigenen vier Wänden, viel zu lang ohne Abwechslung und viel zu lang waren sie schlichtweg mit ihren Gedanken allein.
Man neigt nicht selten dazu eben jene wieder und wieder durchzukauen, wenn man nicht aus der Umgebung weg kommt. Man hat ja sonst nix. Keine neuen Impulse, keine Ablenkung und oftmals auch keine Auszeit.
Als mein Blick durch die Reihen wanderte, fragte ich mich, welche Vorgeschichte die Menschen haben. Was haben sie am Morgen erlebt, gemacht, gegessen? Wie lange haben sie geschlafen? Hatten sie Streit in der Nacht? Wie sind sie gerade mit ihren Mitmenschen dran? Brennt hier und da noch die Luft oder ist das angesichts des Festes vergessen?
Wir alle haben unsere Päcken zu tragen und auch ich bin mit zu vielen Gedanken beladen in den Nachmittag gegangen, was mir im Nachhinein schon wieder blöd war. …Denn, wozu?
Worüber müssen wir uns immer wieder ’ne Waffel machen? Ab und zu müssen wir unsere Päckchen aussortieren. Immer nur noch mehr Ballast sammeln macht uns den Gang durch das Leben nicht leichter. Die Päckchen werden immer schwerer, je länger wir versuchen mit unseren Altlasten zu leben.
Denn Fakt ist: Je älter wir werden umso mehr Päckchen werden es. Das ist der Lauf der Dinge. Immer wieder werden uns Dinge widerfahren, die wir zwar vielleicht nicht verdient haben, die wir aber einfach bekommen. Ein neues Päcken, das die Post bringt, das wir aber nicht bestellt haben. Wir packen es aus und entscheiden uns, es zu behalten oder es zurückzugeben. Mit jedem Päckchen mehr, das wir behalten, müssen wir mehr tragen. Wir verbauen uns die Wege, die wir einschlagen wollten und wir versperren uns selbst die Sicht auf die Dinge, die wir haben könnten.
Schick deine schlechten Päckchen wieder zurück. Behalte nur die, die dir gefallen und dich weiterbringen. Und nimm es dir heraus, auch mal die Annahme zu verweigern.
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